Hier meine Rede, die ich zur Eröffnung der Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf gehalten habe, für die Bilder um die es geht, lohnt es sich die Ausstellung "Mythos Tour de France" zu besuchen.
Mythos Tour de France.
Anfang 20, nach einem Motorradunfall bin ich aufgrund meiner Verletzung zum Radsport gekommen und habe selber fast 30 Jahre teils sehr intensiv aber zum Glück mit mäßigem Talent diesen Sport betrieben. Ich weiß, wie es sich als Fahrer anfühlt zu leiden, Schmerzen zu haben, zu stürzen, sich zu verletzen, in schlechtes Wetter zu kommen, einen Hungerast zu haben.
Ich kenne aber auch das Glücksgefühl, mit dem Rad zu verschmelzen, durch die Landschaft zu surren, getränkt in Freiheitsgefühle, die Beine kurbeln, der Geist ruht und unter einem rauscht der Asphalt hindurch. Pures Glück.
2015 habe ich an dem ältesten und längsten Radrennen der Welt teilgenommen, 1200km nonstop von Paris nach Brest und zurück ohne längere Pause in unter 60 Stunden.
Ich denke der Radsport gilt zu Recht als eine der härtesten Sportarten und als eine der gefährlichsten.
Diesen Sport zu fotografieren ist ähnlich aufwändig und zeitintensiv wie ihn zu betreiben.
Fotografen und Radprofis haben vieles gemeinsam:
Sie sind ungeduldige Suchende, den Blick immer nach vorne gerichtet, nie zurück, Schnelligkeit kommt beiden zu gute. Sie sind zäh, haben Ausdauer und geben nicht so schnell auf. Egal was sie erreicht haben, es gibt immer ein neues Ziel.
Ich habe begonnen Radsport zu fotografiert, als der Sport am Boden lag und sich hierzulande niemand dafür interessiert hat. Ständig habe ich Ratschläge bekommen was ich doch stattdessen fotografieren solle.
Für mein großes La Photo Bild bin ich 2001 mit einem kleinen Clio nach alpe D`Huez gefahren, habe oben auf dem Berg im Auto im Sitzen, bei Kälte geschlafen und hatte am nächsten Tag mit meiner 8x10 Inch Plattenkamera nur 2 Kassetten mit 4 Belichtungen zu Verfügung.
Ich wurde für meine Mühe mit einer perfekten Kulisse belohnt, Schnee hinten auf den Bergen vorne die perfekte letzte Serpentine, heute ist dort ein Netz, damit man nicht herunterfällt.
Jahre später als ich mit den Panoramen anfing habe ich in den Pyrenäen 4 Tage oben auf dem Col du Tourmalet im Auto geschlafen, dieses Mal wenigsten ein Kombi, es hatte geregnet und ich stand im tiefen Matsch nicht wissend ob das alles überhaupt jemals einen Sinn machen würde.
Mythen und Legenden ranken sich um diesen Sport auch negative.
Ich will die Dopingvergehen im Radsport nicht gutheißen aber ich finde es auch nicht angemessen einem Sport eine moralische Messlatte anzulegen, die dem Rest der Gesellschaft und anderen Sportarten nicht in gleichem Maße angelegt wird.
Wenn in der beruflichen und politischen Welt Karrieren mit täuschen, lügen, Betrug und Gier erfolgreich sind, kann man sich doch nicht wundern, wenn das im Sport mit den selben Mitteln versucht wird.
Nicht der Radsport hat ein Problem, es ist ein generelles gesellschaftliches Phänomen.
Wir interessieren uns immer nur für die Gewinner. Die Zuschauer, die Medien, die Sponsoren. Dabei sind die Geschichten der Gewinner nicht immer die spannendsten, ihre Biographien teilweise austauschbar. Die die nicht gewonnen haben, haben auch viel zu erzählen, sehr unterschiedliche Geschichten.
Wenn man von dem Zweitplatzierten schon von dem ersten Verlierer spricht, dürfen wir uns nicht wundern, wenn zu allen Mitteln gegriffen wird um nicht diese Person zu sein.
Gefühlt sind wir alle immer einer dieser Anderen, es gibt immer mindestens einen der noch schneller, besser, schöner, erfolgreicher ist. Weniger Superlative, weniger Gier täte uns allen gut.
Daher habe ich den Sport und die Landschaft fotografiert. Nicht die Sieger, sondern die Fahrer. Und daher widmet sich diese Ausstellung mit ihrer immens hohen Qualität auch allen Facetten dieses mystischen Rennens.
Ich bin enorm stolz gemeinsam mit so vielen namhaften und interessanten Künstlern Teil dieser Ausstellung in meinem lieblings Museum sein zu dürfen.
Und nun waren es genug Worte, jetzt sollen die Bilder ihre eigenen Geschichten erzählen, Geschichten über einen Mythos, dem man mit Bildern noch näher kommt als mit Worten.
Danke an Alain Bieber und das ganze Team, ihr habt einen super Job gemacht, und es war so eine Freude mit euch zu arbeiten.
Danke an CCS für das Sponsoring des großen Leuchtbildes.
Danke an Thomas Ruckdäschel für den visuellen Support.
Danke allen Sponsoren und allen die mich unterstützt haben auf dem langen Weg hierhin.